Der ultimative Aareböötle-Guide

Insider Stories, Hacks und Mythen

Putzige Biber, feine Pommes und eine Tinder-Alternative – wer im Gummiboot die Aare erkundet, lernt fürs Leben. Hier gibt's 14 spassige Fakten rund ums Aareböötle. Weitererzählen erlaubt.

#1 Biber – ausgebüxt, um zu bleiben.

Wer beim Aareböötle sorgfältig das Ufer beobachtet, hat grosse Chancen einen putzigen Biber zu sichten. Zu verdanken ist dies einem Unwetter, welches die Schweiz im Frühjahr vor bald 20 Jahren heimgesucht hat. Heftige Regenfälle und schmelzende Schneemengen sorgten für Hochwasser und mit einer immensen Wassermenge von 620m3/s überflutete die Aare den angrenzenden Tierpark Dählhölzli. Die meisten Tiere konnten vor der Flut gerettet werden – ein Känguru, ein Meerschweinchen, drei Flamingoküken und zahlreiche junge Biber wurden jedoch von den Fluten mitgetragen. Letztere vermehrten sich munter in der frischgewonnen Freiheit. Ihre Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Grosskinder verkehren heute vor allem bei Belp, aber auch an anderen Orten an der Aare. In der Schweiz sind die Biber übrigens geschützt.

#2 Aareschlaufe – einmal im Kreis drehen!

Frischer Wind gefällig? Wer die Strecke Thun Schwäbis – Bern wie die eigene Matrosentasche kennt, sollte nun aufpassen: Nach dem Lorrainequartier, bei der Bremgarten Halbinsel, verläuft die Aare in einer Schlaufe. Dort gibt's auch einen Tunnel. Das heisst: Nachdem die Besatzung die Aareschlaufe entlang geschippert ist, steigt sie auf der rechten Seite wieder aus, läuft fünf Minuten mit dem Gummiboot auf den Schultern durch den Zehndermätteli-Tunnel und hüpft dann gleich wieder ins grünblaue Wasser. Dann: 20 Minuten paddeln, aussteigen, losspurten und wieder in die Aare hüpfen. Das ganze beliebig oft wiederholen – den lieben langen Tag lang.

#3 Marzilibahn – das ÖV für müde Besatzungen.

Apropos Abkürzung: Wer nach dem Aareböötle im Marzilibad strandet und zurück zum Bahnhof Bern muss, kann mit Sack und Pack die Marzilibahn nehmen. Diese ist mit einer 103 Meter langen Fahrt die kürzeste öffentliche Standseilbahn in der Schweiz und verbindet das Marziliquartier an der Aare mit dem Bundeshaus West respektive der Berner Innenstadt. Ob sie 1885 gebaut wurde, um den Bundesrat schneller zum Marzilibad respektive in die Aare zu befördern? Oder hatte der schlaue Erbauer bereits vorausgesehen, dass im 21. Jahrhundert müde Matrosinnen und Matrosen in die Bahn stolpern würden? Wie dem auch sei, die Marzilibahn hat sich schon längst als offizielles Beförderungsmittel von abgekämpften Gummiboot-Besatzungen etabliert.

#4 Aarerauschen – frisch aus der Aare-Playlist!

Es lohnt sich, die Musikboxen im Gummiboot kurz leiser zu drehen und dem Soundtrack der Aare zu lauschen. So startet die Musik: Aus dem Gummiboot hüpfen und den Kopf ins Wasser tauchen – «Aarerauschen» heisst das wohlige Rollen und Knistern der Kieselsteine auf dem Flussgrund. Grund dafür sind die unaufhörlichen Wellenbewegung der grünblauen Aare. Hach, so klingt der Berner Sommer!

#5 Direkt vom Gletscher – cooler geht's nicht.

Die Aare ist cool, daran gibt's nichts zu rütteln. Und wie so oft, wenn es um die Aare geht, haben unsere Liebesgefühle eine waschechte Begründung. Nämlich: Unser Lieblingsfluss entspringt nicht einer Quelle, sondern dem Unter- und Oberaargletscher im Berner Oberland – die Aare ist demnach gletschermässig cool. Also, Gummiboot aufpumpen und losschippern, dann steht dem erfrischenden Aare-Gehüpfe nichts mehr im Wege. Gletscherfluss ahoi!

#6 Aarewasser – fast so gut wie aus dem Brunnen.

Lust darauf, die Kieselsteine auf dem Flussgrund zu zählen? Dazu ist kein Abtauchen nötig, denn die Aare ist so sauber und klar, dass der Grund aus dem Gummiboot zu sehen ist. Wer beim Kieselsteine-Begutachten doch noch aus dem Gummiboot kippt und dabei versehentlich Wasser schluckt, darf beruhigt sein: Die Aare weist eine hervorragende Wasserqualität auf. 2016 entsprachen alle Wasserproben der Klasse «ausgezeichnete Qualität» nach EU-Norm. Ein Schluck Aarewasser schadet also definitiv nicht der Gesundheit. Durstigen Kehlen sei es dennoch geraten, sich am Wasser der über 100 Brunnen in der Berner Stadt zu erfrischen, welches Trinkwasserqualität hat.

#7 Aareguru – das Orakel der Locals!

Gibt's in Bern einen Auskunftsschalter für sämtliche Fragen bezüglich der Aare? Selbstverständlich gibt's das: in App-Form. Beim legendären Aareguru werden nicht nur die aktuelle Wassertemperatur («Ender früsch») und die Wassermenge («560'000 Sirupgleser pro Sekunde») gelüftet, sondern auch allerlei Weisheiten zum perfekten Schwumm («Wede di wosch la tribe muesch zersch losla»). Natürlich alles auf Berndeutsch!

Mehr erfahren

#8 Small Talk – Cüpli-Anlässe ahoi!

Die Aare und das Aareböötle sind absolut «Small-Talk-kompatibel». Bei einem Berner Cüpli-Anlass muss sich niemand die Beine in den Bauch stehen und daüber den Kopf zerbrechen, wie das Vis-à-vis nun angesprochen werden soll. Die Aare ist der perfekte Eisbrecher für glorreiche Wortwechsel («Und, schon in der Aare gewesen diesen Sommer?» oder «Hat die Aare schon 18 Grad?» oder «Lieblings-Aareböötle-Strecke»?). Denn der grünblaue Fluss bewegt alle in Bern, sogar an noblen Cüpli-Anlässen. Wer mehrmals täglich die Aareguru-App checkt, und den letzten Stand von Wassermenge und Co. kennt, ist natürlich klar im Vorteil.

#9 Bikini-Gate – wofür sind Balkone denn da?

Vielleicht erspäht ihre Besatzung beim Aareböötle einen waschechten VIP aus der Politik? Nicht mal Bundesrätinnen und Bundesräte können der Aare widerstehen. Es wird gemunkelt, dass früher auf den Balkonen des Bundeshauses die Badekleider zum Trocknen hingen. Heute ist dies nicht mehr erlaubt, aus «offensichtlichen ästhetischen Gründen». Betitelt wurde der mediale Aufruhr im Sommer 2012 als «Bikini-Gate von Bern». Schade, dürfen die Bundesrätinnen und Bundesräte ihre nassen Badekleider nicht mehr vors Fenster hängen. Wir fänden das ganz charmant.

#10 Analoge Datingplattform – Tinder ade.

In Zeiten von Online-Dating und Dating-Apps kann die Suche nach dem perfekten Match schon etwas gefühllos erscheinen. Träumen wir nicht alle vom märchenhaften Aufeinandertreffen im analogen Alltag? Wir finden: Aareböötle eignet sich optimal, um nach dem potenziellen Herzblatt Ausschau zu halten. Ist die Beute im Blickfeld, heisst es: Kräftig in die richtige Richtung paddeln. Denn im genau gleichen Takt mit einem anderen Gummiboot zu treiben, ist gar nicht so einfach. Ist diese «technische Hürde» überwunden, steht dem frischen Liebesglück nichts mehr im Weg!

#11 Menü-Idee – Fondueplausch im Gummiboot!

Fondue und Aareböötle? Kein Widerspruch für die Bernerinnen und Berner. Hier wird auch im Sommer nicht auf geselliges Rühren im geschmolzenen Käse verzichtet – und die Aare kühlt ja sowieso ab. Kurzerhand wird das Caquelon mit Fonduemischung eingepackt und auf der Aare genossen. Können wir verstehen, denn bekanntlich heisst es ja: «Fondue isch guet und git e gueti Luune». Wobei, gute Laune gibt's an der Aare auch ohne Fondue.

#12 Mehr Food – die besten Pommes von Bern.

Schippert das Gummiboot an der Lorraine-Badi vorbei, ist ein Zwischenhalt wärmstens empfohlen. Die Strecke Schwellenmätteli – Felsenau ist bei Foodies überaus beliebt, denn das Freibad beherbergt die besten Pommes in Bern. Für sieben Franken gibt's für hungrige Matrosinnen und Matrosen eine grosse Portion Gourmet-Pommes, mit deliziösem Geheimgewürz verfeinert. Dazu noch ein bisschen selbstgemachte Curry-Mayo-Sauce. Himmlisch!

#13 «Füdliblutt» – Freiluft entlang der Aare.

Das Frauenbad im Marzili ist kein wohlgehütetes Geheimnis. Weniger bekannt ist wiederum das «Paradiesli», aka die Nacktzone für Männer aus dem 18. Jahrhundert. Die abgesperrte Festung ist jedoch passé. Das am Nordspitz liegende Männerbad hat heute keine Abtrennung und auch keine Nacktzone mehr. Wer trotzdem gerne mal «füdliblutt» (nackig) in der Sonne brutzeln will, kann sich in der gemischten Nacktzone des Lorrainebad austoben. Ob es, analog zur Nacktwandern-Community, auch eine Nacktböötle-Community gibt, entzieht sich unserer Kenntnis.

#14 Pendlerstrecke – Aare statt Bus & Tram.

Wer mit dem Gummiboot vom Schwellenmätteli abwärts schippert, trifft je nach Tageszeit auf schwimmende Pendlerinnen und Pendler. Ja, richtig gelesen! Die Aare ist nämlich auch Pendlerstrecke für alle Glückspilze, die in der Nähe des Flusses wohnen sowie arbeiten und daher nach Feierabend nach Hause treiben dürfen. Wertsachen und Kleider werden trocken und sicher in einen wasserdichten Aaresack verstaut und beim Schwimmen als Boje zweckentfremdet. Gibt’s eine bessere Erfrischung nach einem strengen Büro-Tag?